Räuber Hotzenplotz
Bereits 2009 hatte ich diese schöne Eis-Fels Linie das erste Mal gesehen. Zusammen mit Patrick Seiwald versuchte ich möglichst einer logischen und natürlichen Linie zu folgen. Unsere Absicht war es, die Route mittels klassischer Absicherung zu eröffnen. Die ersten reinen Eisseilängen machten uns keine größeren Probleme. In der dritten Seillänge wurde es allmählich delikater. Heikle Eispassagen wechselten mit kniffligen Felsabschnitten. Dennoch gelang es uns auch in dieser Seillänge, unseren Vorsatz treu zu bleiben. Beinahe wie im Bilderbuch lösten sich alle Schwierigkeiten auf.
Als wir aber beide am Stand waren, wurde uns schnell klar das der schwierigste Teil noch vor uns liegt. Ein steiler Überhang sollte das große Finale sein.
Obwohl eine stumpfe und anstrengende Verschneidung den logischen Weiterweg vorgab, war es dennoch ein anspruchsvolles Unterfangen. Die geschlossene Felsbeschaffenheit verlangte ein gutes Auge, da es nicht offensichtliche Möglichkeiten gab, sichere Felshaken zu schlagen.
Einige Meter vor dem Ende des abdrängenden Überhang, neigte sich nicht nur der Tag zu Ende sondern auch unsere Kräfte waren bereits erschöpft. Auf diese Weise beschlossen wir, abzuseilen und das Beenden der Route auf ein anderes Mal zu verschieben. Dieses “andere Mal” verzögerte sich allerdings fast acht Jahre.
In dieser langen Pause fuhren wir unzählige Male an der Wandflucht vorbei und jedes Mal streiften unsere Blicke entlang der Linie, die wir 2009 begonnen hatten. Aber die Linie hatte sich nie wieder so augenscheinlich logisch und kletterbar gebildet wie im Jahre des ersten Versuches.
Nach der Erstbegehung “Utopia ” sah ich, dass auch jetzt unsere angefangene Erstbegehung wieder steht und so nützten wir am 22.12.2018 unsere Chance sofort aus. Das lange Warten hatte sich gelohnt. Die Linie wies beste Bedingungen auf und wir konnten unser Projekt, aus dem tiefen Dornröschenschlaf wecken und vollenden.
Am 26.12 standen wir noch einmal am Einstieg, um die gesamte Tour “Rotpunkt” zu klettern. Vier Stunden später konnten wir uns glücklich und zufrieden die Hände reichen und später auf die Tour anstoßen. Es hätte kein besseres Jahresende geben können.
Route: „Räuber Hotzenplotz“
Erstbegeher: Simon Gietl und Patrick Seiwald
Erstbegehung: 22.12.2018
Erste Rotpunktbegehung: Simon Gietl und Patrick Seiwald am 26.12.2018
Schwierigkeit: M9 Wi5 +
Material: Serie Friends bis 1 & Eisschrauben, alle geschlagenen Haken wurden belassen es wurden keine Bohrhaken verwendet.
Zustieg: Über die Forststraße in 15min zum Einstieg (von der Straße gut sichtbar)
Die neue Route befindet sich 500 Meter links vom bekannten Kofler-Wasserfall.
Abstieg: Über die Route abseilen
Das Topo zum downloaden gibt’s hier