Der Wetterbericht versprach für die Faschingswoche 2015 ein stabiles Hoch über den Alpen und so war klar, dass mein Seilpartner Gerry Fiegl und ich Richtung Cima Scotoni in der Fanesgruppe (Dolomiten) starten, wo wir gemeinsam eine Winterbegehung der Route „Waffenlos“ planten.
Bereits zehn Tage vor der Begehung am 17. und 18. Februar machte ich mich auf den Weg nach St. Kassian in Alta Badia um mir ein Bild von der Westwand der Cima Scotoni zu machen. Da aber immer noch viel Schnee in der Wand lag, musste mein Vorhaben, die Route “Waffenlos” zu klettern, vorerst aufgeschoben werden. Ich fasste also die Faschingswoche für die Begehung ins Auge und der Termin mit Gerry, meinem Expeditionspartner im Jänner 2014 in Patagonien, war sogleich vereinbart.
Am 17. Februar war es so weit und wir stiegen mit unseren Skiern zur Scotoni Hütte auf. Da es ziemlich kühl war und wir geplant hatten nur die ersten Seillängen zu klettern, freuten wir uns über die Einkehr in der warmen Hütte und gönnten uns noch einen heißen Kaffee. Am darauffolgenden Tag stiegen wir um 9:30 Uhr stiegen weiter auf und nach einer knappen Stunde standen wir am Einstieg.
Da ich die Tour bereits 2007 mit meinen Bruder Manuel geklettert bin, konnte ich mich an die Linie in der Wand bestens erinnern. Die warmen Sonnenstrahlen, die uns am Wandfuß erreichten, hatten beinahe die selbe wohltuende Wirkung wie der Kaffee morgens in der Soctoni Hütte. Wie geplant, kletterten wir noch am selben Tag die ersten Längen und sofort war uns klar, dass wir am folgenden Tag mit unserer Biwakausrüstung zurückkehren würden.
Am nächsten Morgen blieb, trotz dem entspannteren Aufstieg über die am Tag zuvor fixierten Seile, der Aufstieg über das dünne 6 Millimeter Seil spannend und war alles andere als langweilig. Schnell erreichten wir das erste Band, wo wir eine Pause einlegten. Um 11:30 Uhr setzen wir die Besteigung fort. Der teilweise brüchige Fels und die teils nicht gute Absicherung forderten höchste Konzentration. Gerry kämpfte sich die brüchige 8. Seillänge hinauf, welche auf einen kleinen Absatz endete und anschließend stieg ich weiter vor. Da es uns bis zu diesem Punkt der Tour gelungen war, alles frei zu klettern, war meine Motivation die Schlüsselseillänge frei zu klettern auch sehr groß. Mit dicken Unterarmen errichtete ich ungefähr 20 Minuten später den Standplatz und war sehr glücklich auch diese Länge frei geschafft zu haben. Nun trennten uns nur noch 80 Meter vom zweiten Band.
Kurz nach 17:00 Uhr ließen wir schließlich auch die noch restlichen Meter hinter uns und erreichten unser Tagesziel. Mit den letzten Sonnenstrahlen verabschiedete sich der Tag langsam von uns und wir entschieden uns noch eine Seillänge weiterzuklettern um es am nächsten Morgen angenehmer zu haben. Müde, aber glücklich, kochten wir uns noch etwas Feines und dann ging es ab in den Schlafsack.
Erst am nächsten Morgen, nach einer Nacht mit Temperaturen von bis zu -18°C Grad, kam um 9:00 Uhr wieder Bewegung in unser Zelt. Gestärkt mit einem herzhaften Frühstück bestehend aus Schokolade-Müsli, gingen wir wieder zurück an unsere “Arbeit”. Die letzten Meter erwiesen sich als purer Klettergenuss. Um 11:30 Uhr standen wir auf den Pfeilerkopf: „Berg Heil, die zwua Lausa:-)“.
Route: Waffenlos, Cima Scotoni Westwand
Erstbegeher: Helmut Gargitter und Claus Obrist 1993
Absicherung: Normalhaken
Schwierigkeit: 9-
Wandhöhe: 550 Meter